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    18.05.2020, 21:53 Uhr

    Die treue Lotta


    Unsere geliebte Tante Lotta ist tot. Gingers Freundin aus Kindertagen, unsere Freundin und immer wieder gern gesehene Dienstagsmittag-Spielpartnerin ist nicht mehr. Große Hunde werden nicht so alt und Lotta war wirklich groß, größer als ich und das will ja was heißen.

      
    Krank war sie nicht, aber das Laufen und Aufstehen fiel ihr immer schwerer und in den letzten Wochen vertrug sie ihr Essen nicht mehr so recht. Ein alter Körper ist eine Last.

    Lottas Chefin hat noch ein paar letzte Besuche organisiert, denn immer, wenn Lotta bei uns war, fühlte sie sich wieder jung und mobilisierte alle Kräfte.
    Beim letzten Mal auf dem Hundeplatz habe ich eine Extra-Show für das alte Mädchen gegeben. Ich bin so verrückt herum gerast, dass sie einfach noch ein paar Galopp-Sprünge mithüpfen musste.

      




    Dann habe ich mich theatralisch von den Mädels zu Boden ringen lassen, während Lotta heiser bellend hinzu sprang und sich auch als Siegerin fühlen durfte.

      
    Aber am liebsten hat Lotta immer mit Ginger gespielt, ihrer Ginger, mit der sie ein Jahr zusammen gelebt hatte, bevor Ginger dann zu uns zog.

      
    Lotta war ein typischer Briard. Andere Hunde konnten ihr herzlich gestohlen bleiben, nur ihren Freunden war sie treu und unverbrüchlich zugetan. Sie mochte Bosse und Jack und natürlich Ginger, aber mit viel Mühen und Beharrlichkeit habe auch ich mich in ihr Herz gestohlen. Simba fiel das viel leichter, aber Simba hatte ja auch den Mädchen-Bonus.

      
    Lotta war durch und durch Emanze und fand Rüden völlig unnötig. Tatsächlich hat sie irgendwann ihre Läufigkeiten eingestellt und für amouröse Avancen war sie nicht zu haben.
    Auf dem Hundeplatz hat sie fremde Hunde, und für Lotta bleiben Hunde auch nach drei Jahren noch fremd, die ihr zu nah kamen kurz und knapp weggehustet. Sie schnappte einmal in die Luft und dann zogen sich auch der aufdringlichste Hund zurück.




    Menschen hingegen fand Lotta großartig. Sie liebte es gestreichelt zu werden und gerne schubberte sie sich an Leuten, die sie nicht schnell genug wegschoben.

    Aber in erster Linie war Lotta ihren Menschen treu ergeben und durchlebte und durchlitt mit ihnen alle Schicksalsschläge. Als ihr Frauchen einen Schlaganfall erlitt und die Sprache verlor, hielt Lotta ohne Wenn und Aber zu ihr. Gar nicht so einfach, denn die Versuche zu kommunizieren waren zum Teil so missverständlich, dass der beste Hund sie nicht verstehen konnte. Lotta hielt tapfer durch, auch wenn sich Hör- und Handzeichen widersprachen, wenn Wut und Frust sich entluden, Lotta wartete stoisch und gab ihr Bestes die menschlichen Wünsche zu erfüllen.

      
    Nach dem Tod ihrer ersten Chefin hat Lotta sich zur Lebensaufgabe gemacht, ihre zweite Chefin zu begleiten. Durch dick und dünn, auch wenn alles schwierig war, Lotta war immer da und stand bereit um ihre Chefin zu stützen.

      
    Am Tag vor ihrem Tod sind wir noch einmal einen kurzen Gang mit einander gegangen. Obwohl Ginger und Simba auf dem Spaziergang eigentlich nie spielen, haben sie extra für Lotta einen kleinen Scheinkampf inszeniert, auf den Tante Lotta begeistert einging. Danach konnte sie zwar kaum noch bis zum Auto laufen, aber ihre Augen leuchteten vor Freude.




    So geht eine Ära zu Ende. Lotta kannte noch unseren alten Lasse, sie war eine gute Freundin von Bosse und war uns allen zutiefst verbunden. Vielleicht hätte sie gerne bei uns gewohnt, war sie doch ein Teil des Rudels, auch wenn sie nur ab und zu ein paar Ferientage bei uns verbrachte. Aber ihre Verpflichtung über ihr Frauchen zu wachen, war zu groß. Niemals hätte sie sie im Stich gelassen.

    Nun ist diese Wacht vorbei, Fare well, altes Mädchen, Du hast treu und brav Deine Pflicht getan, wir trauern um einen großen Hund, der nicht mehr ist,
    Euer trauriger Carlito