Die Chefin hatte uns nur darauf vorbereitet, dass das Wochenende turbulent werden würde. Sie hatte schon seit ein paar Wochen die Schafkoppel gemäht und von Disteln und Brenneseln befreit und in den Hundekursen hatten wir allerlei Übungen geprobt.

Jubiläum – 15 Jahre Hundeschule – das ist außerhalb der hundlichen Zeitdimension. So alt wird keiner, oder Ginny vielleicht, die kleine unverwüstliche Oma, aber wir Hunde denken in anderen Zeiträumen: Bis zum nächsten Essen vielleicht, oder: gleich gehen wir spazieren. 15 Jahre sind für uns Schall und Rauch. Und trotzdem sollte es auf dem Jubiläum nur um uns gehen, alles ziemlich merkwürdig.
Am Freitag Abend hatten die Chefin und ihre Freunde aufgebaut und wir Hunde haben natürlich alles kritisch überprüft und für gut befunden (Okay, Ginger wollte mitten auf der Vorführwiese ein Loch buddeln und wurde ziemlich angemeckert, aber eigentlich waren wir die Kontrolleure),

Morgens durften wir sogar den Spaß-Parcours ausprobieren und ja, er machte wirklich Spaß!
Soviel Spaß, dass der Tunnel durch die Gegend kullerte und den Abgrenzungszaun umriss, woraufhin die Chefin völlig genervt rummeckerte: „Ihr Trampel – ihr kriegt auch alles kaputt!“ Verstehe ich nicht, ich dachte der Spass-Parcours war für uns Hunde!?

Die nächsten Hindernisse haben wir dann brav alle zusammen absolviert, wir mussten schließlich die Standfestigkeit testen.



Also, der Schnürevorhang war zumindest nicht welpentauglich, aber die Chefin meinte, Welpen würden auch nicht allzu viele kommen.

Um die Sache abzurunden, habe ich dann meine ganz persönliche Jubiäums-Spass-Performance veranstaltet, bei meiner Rumrennerei blieb kein Auge trocken und sogar die Chefin musste trotz aller Nervosität lachen!

Als die große Party dann mittags losging, mussten wir erwachsenen Hunde im Haus bleiben und nur Simba und Cello durften beim Empfang der vielen, vielen Hunde dabei sein. War nicht so schlimm, denn, wie Simba schnell herausfand, war das große Buffet für die Menschen und gar nicht für die Hunde gedacht. Und alle mussten sehr brav und höflich an der Leine sein. Da habe ich lieber noch ein Nickerchen gemacht.

Aber Simba und Cello hatten trotzdem ziemlich viel Spass – denn, wie es sich für eine gute Party gehört, kamen viele Freunde und Verwandte.
Cello lernte seine große Schwester Allegra kennen und sie haben sich gleich zum Spielen verabredet.

Und Schwesterchen Mailie kam – das war für unseren kleinen Mann bestimmt das Ober-Highlight der Party! Sie sind sich gleich um den Hals gefallen und konnten gar nicht mehr von einander lassen. Vergessen waren die vielen Menschen und die anderen Hunde, die Welpen machten ihre eigene Mini-Party!



Simba traf zu ihrer großen Freude Bruder Knut und Kumpel Dobby, die sie länger nicht gesehen hatte. Am liebsten hätten sie auch gleich los gespielt, aber als erwachsene Hunde durften sie sich natürlich nicht gehen lassen - manchmal ist es so blöd, erwachsen zu werden.

Ja, und dann starteten die Vorführungen und natürlich hat die Chefin mich vorher geweckt und dazu geholt – keine Vorführung ohne Carlito!

Zuerst musste ich allerdings zuschauen, denn es begann mit der großen Obedience-Formation, bei der viele Freunde und auch zu meinem Stolz die schöne Allegra teilnahmen. So toll sind die Hunde auf und ab und quer und kreuz gelaufen – das sich keiner verlaufen hat, war wie ein Wunder!

Ich hätte wirklich gerne mitgemacht, die Musik war so schwungvoll, aber ich musste mich tapfer gedulden, bis dann endlich das Dogdance aufgerufen wurde.

Zu „Raindrops are falling on my head“ tanzten Lea, Pascha, Mex, Frieda, Allegra und ich mit unseren Regenschirmen, über und unter den Schirmen – wir tanzten so eifrig, dass der Regengott ein Einsehen hatte und keinen Regen schickte, der das Jubiläum durchnässt hätte.




Und anschließend durfte ich sogar mit der Chefin eine Einzelchoreo tanzen – mein Glück war vollkommen!

Das Publikum applaudierte und ich lief zur Hochform auf, die Chefin strahlte, ich strahlte – das Leben kann so schön sein!


Und sogar Simba hatte ihren Auftritt bei der Vorstellung des Obedience, gut gemacht hat es die Kleine, schließlich ist sie ja noch nicht so ans Rampenlicht gewöhnt.

Leute, das war ein Jubiläum, circa 70 Hunde mit ihren menschlichen Familien und keiner hat gestänkert und gemault, es war total entspannte, lässige Stimmung, auch die Menschen waren ganz friedlich und haben sich von der gechillten Stimmung der Hunde anstecken lassen.
Das war mein zweites Jubiläum, ob ich noch ein drittes erleben werde? Wer weiß, ist mir auch ziemlich Banane, denn gleich gibt es Abendessen und zur Feier des Tages gibt es ein bisschen Dose zum Trockenfutter.
Was bin ich für ein Glückspilz, dass ich die Gegenwart so viel wichtiger finde, als die Zukunft,
guten Appetit, Euer Carlito