Waren am Sonntag nach dem Ausflug in den Wald noch alle völlig euphorisch und ausgelassen, machte sich das Schicksal bereit um zuzuschlagen. Am Montagmorgen sah die Chefin bei der morgendlichen Gehege-Putzrunde gleich, dass ein Welpe gespuckt hatte. Trotzdem sah auch bei kritischer Betrachtung keiner krank aus – merkwürdig ...

Sorgenvoll blieb die Chefin während der Fütterung bei den kleinen Mäusen und tatsächlich fing der kleine Cello, unser Herr Türkis, kurz nach der Mahlzeit an zu spucken. Danach fraß er hungrig seinen hochgewürgten Brei wieder auf, um ihn Minuten später wieder zu erbrechen.
Das war kein Infekt, das war ein Verschluss im Verdauungstrakt und mit Grauen dachte die Chefin an die verschluckten Halsbänder.
Ohne Zeit zu verlieren fuhr sie mit Cello und Ginger und Katrin als seelischer Unterstützung zur Tierarztpraxis von Dr. Sager in Schönberg. Hier wurde sofort die Dramatik der Situation erkannt und der kleine Purzel an eine Infusion angeschlossen. Das Röntgenbild gab noch keine klare Sicht auf die innere Lage, doch als nach einer Magenspiegelung, die einen wunderschönen entspannten Magen zeigte, klar war, dass das Übel schon im Darm festsaß, schwappte die Angst richtig hoch.

Der kleine Cello wurde notoperiert und zum Vorschein kam das völlig unversehrte Halsband von Frau Orange. Es hatte sich völlig unglücklich mit Anfang und Ende an jeweils einer Darmschlinge festgehakt.
Der kleine Mann brauchte den Rest des Tages und die ganze Nacht um sich von der Narkose zu erholen, er wurde gar nicht richtig wach, wollte nicht fressen und nicht trinken, die Chefin war in größter Sorge. Konnte der Organismus des kleinen Hundebabies den Schock, den Schmerz und die vielen Medikamente überstehen?
Am nächsten Morgen war Cello schon wieder ganz munter, machte ein morgendliches Pipi und war sehr empört, als ihm nur eine esslöffelgroße Menge Futter angeboten wurde.

Aber das nützte nichts, über eine Woche bekam der kleine Mann nur pürriertes, lang eingeweichtes Futter, um den genähten Darm nicht zu gefährden.

Ruhe, kleine Futterportionen und abgetrennt von den Geschwistern – das kleine Hundeherz wollte verzweifeln. Aber die Chefs gaben sich alle Mühe und nahmen Cello immer wieder mit ins Welpengehege, wo die Geschwister, die auf einmal viel größer wirkten als das kleine Wurm, ihn sofort wieder in ihren Kreis aufnehmen wollten.


Aber sie waren in ihrer Herzlichkeit viel zu grob, als dass man Kontakt hätte zulassen dürfen.

Um zumindest einen gewissen Kontakt herzustellen, bauten die Chefs ein Cello-Separee, in dem der kleine Mann Seite an Seite mit den Geschwistern schlafen und essen konnte, ohne dabei unter die Räder, äh: Pfoten zu kommen.

In der Zwischenzeit eroberte Klein-Cello die Küche und das Wohnzimmer und Tante Simba tat alles um dem Kleinen Sicherheit und Geborgenheit zu geben. Während Ginger Ruhe ausstrahlte, aber ansonsten wenig Interesse an ihrem verunglückten Sprössling zeigte, gab Simba von Kuscheln bis vorsichtigem Anspielen alles, um Cello ins Leben zurück zu locken.




Selbst Kater Wanja kam einen Abend vorbei und spielte das kleine Hundekind an, das allerdings vor Ehrfurcht erstarrte und dann dezent das Weite suchte.

Was soll man sagen: „Drei Tage war der Cello krank – nun spielt er wieder, Gottseidank!“

Zwar noch durch das Gitter getrennt, kugelte Cello-Männchen sich auf den Rücken und animierte seine Geschwister ihm in den Body oder in die Pfoten zu beißen. Besonders glücklich war er, wenn er im Gegenzug ein Ohr oder einen Schwanz erwischen konnte.

Wir großen Hunde haben uns natürlich alle Sorgen um den Kleinen gemacht und auch wenn ich ja wirklich nicht auf eine Chaoten-Bande Welpen stehe, für mein Sohnemännchen gebe ich alles. Er durfte sogar an meinem Maul rumschnuffeln, was ich echt ultimativ nervend finde, aber der Kleine war halt bedürftig und da schluckt man als Vater seine genervte Stimmung schnell runter.

Und wo wollte er schlafen, der kleine Wurm, an Simbas oder meinem Bauch, wie die Katzen im letzten Herbst.
Nachdem jetzt eine gute Woche vergangen ist, trauen wir langsam den Fortschritten und hoffen, dass der kleine Mann vollständig genesen wird. Er hält sich definitiv für gesund und rangelt sobald man ihn lässt wild mit den Geschwistern. Freitag werden die Fäden gezogen und dann heißt es hoffentlich:
„Cello gut, alles gut!“, das wünscht sich, Euer Carlito
