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    30.06.2016, 15:40 Uhr

    Murkel ist tot- unser Engel ist fort


      
    Vor einer Woche ist unser Murkel gestorben. Durch einen Magenverschluss, verursacht wahrscheinlich durch einen Kollaps der den Darm und die Nieren lahm legte.
    Obwohl wir alle wussten, dass Murkel nicht wie alle anderen Hunde war, hat uns sein Tod völlig unerwartet getroffen und aus unserem trügerischen Gefühl „Er ist doch fröhlich, die Behinderungen stören ihn nicht wirklich!“ gerissen.

    Dienstag Abend merkten wir, dass der Murkel plötzlich nicht gut zurecht war. Hatte er morgens in der Spiel- und Spass-Stunde noch ganz lustig mit seinen Freunden getobt, war er auf einmal matt und hatte eindeutig Bauchweh. Mit einem typischen Murkel-Seufzer ließ er sich kopfüber neben Ginger fallen und suchte an ihrem Rücken Nähe und Wärme. Ich hatte gleich ein schlechtes Gefühl und war den ganzen Abend total unruhig.
    Vor 14 Tagen hatte unser kleiner Mann schon einmal einen Darmverschluss gehabt: Mittels Infusion, Spritzen und einer guten Portion Sauerkraut, hatten die Menschen das aber doch recht schnell wieder in Gang bekommen. Nach einer Nacht voller Unruhe und einem komplett auslaufenden Murkeltier, das durch die Infusion völlig überfüllt war, war er am nächsten Morgen wieder ganz der Alte: fröhlich, aktiv - und vor allem hungrig.

    So war die Chefin noch gar nicht zu beunruhigt, hat dem kleinen Mann wieder auf Sauerkraut-Diät gesetzt und ist am nächsten Morgen zum Tierarzt gefahren. Die Diagnose war fatal: Magenverschluss, nichts geht mehr.
    Den ganzen Tag hat Murkel Infusionen und Medizin bekommen und hat das gemacht, was er immer gemacht hat, wenn ihm alles zuviel war: er hat geschlafen.

    Am Abend sah es für eine kurze Zeit so aus, als würde sich der Magen nochmal beruhigen, Murkelchen war zwar schwach, aber munter, hat sogar eine Brötchentüte aus dem Papierkorb geklaut und ist damit davon gewackelt. Auch essen wollte er unbedingt etwas, was die Chefs als gutes Zeichen werteten.
    Doch in der Nacht kehrten die Schmerzen zurück und alle Hoffnungen schwanden.
    Morgens sind wir dann alle nach draußen unter den großen Walnussbaum gezogen, haben dem Schlag der Drossel gelauscht und das erste Morgenlicht erwartet. Murkel lag ganz friedlich auf seiner Decke, er war so ruhig.
    Wir Hunde waren die ganze Zeit in Murkels Nähe, er hat noch zwischen seiner Mama und mir geruht und mit seinen schwarzen Mandelaugen das morgendliche Geschehen beobachtet, seine Lieblingstageszeit.

    Murkel starb im Garten, friedlich im Kreis seiner Familie – das ist ein Geschenk, dass die Menschen uns geben können, wenn sie es schaffen, nicht ihr eigenes Leid in den Vordergrund zu rücken.

    Lange saßen wir im Garten, um Abschied zu nehmen und der Seele Zeit zu geben, sich von ihrer irdischen Hülle zu trennen. Wie selbstverständlich habe ich mich zu meinem Kleinen gelegt und es war, als würden wir ein letztes Mal Rücken an Rücken schlafen und ich würde seinen Schlaf beschützen, wie es ihm am liebsten war. Nur dass diesmal er sich nicht zu mir legen konnte, seinem großen gutmütigen Papa, sondern ich zu ihm. Mein Murkelchen!

    Als wir am späteren Vormittag einen Spaziergang machten, sagte der Chef plötzlich: „Sieh mal!“ Direkt über uns zog ein einzelner weißer Schwan einen großen Bogen, bevor er in weiten Kreisen davon flog.

    Am Abend zog sich der Himmel zusammen, aber für einen Augenblick rissen die Wolkengebirge auf und bildeten eine barocke Symphonie aus Farben und Licht. Eine große strahlende Öffnung aus der das Licht in breiten goldenen Balken in verschiedenen Richtungen zum Boden strahlte, umgeben von rosa und violetten Wolkengebirgen – es sah aus, als ob der Himmel seinem Heimkehrer einen großen Empfang gab. Die Chefin ist wahrlich nicht religiös, aber dieser Moment berührte sie sehr.

    Murkel war kein starker Hund, er konnte keine Hasen jagen, einen Ball, der weiter als 5 Meter weit geworfen wurde, verlor er aus den Augen, er konnte sich nicht kratzen, er konnte sich nicht schütteln, er konnte sich nicht wälzen. So vieles konnte er nicht. Aber er hat unserer Familie einen Kern gegeben, er hat uns noch viel enger zusammen rücken lassen.

    Alle Menschen und alle Tiere mochten ihn, er brachte bei allen das Beste zum Vorschein. Seine Murkelart wurde von Mensch wie Hund wie Katze verstanden, alle waren vorsichtig mit ihm, beschützten ihn und freuten sich an seiner Fröhlichkeit.

    Wir haben ein Jahr geschenkt bekommen, wir mit ihm und er mit uns. Ein anstrengendes Jahr, ein Jahr in dem vieles liegen blieb und manches vergessen wurde, aber auch ein Jahr, in dem wir so viele wunderbare Erlebnisse hatten.

    Und so war Murkel in all seinen Schwächen ein starker Hund, einer, der niemals jammerte, der immer wieder aufstand, wenn er hingefallen war, der seine kleinen Ziele (insbesondere, wenn sie sich um Essen drehten) mit großer Sturheit verfolgte, der sich jedes Mal mit einem Strahlen auf dem Gesicht in seinem Wackelgalopp auf den Weg machte, wenn ihn jemand gerufen hatte.
    Murkel mit seinem Stoffhühnchen im Maul, Murkel, der nur einschlafen konnten, wenn er einen Schnuller hatte, vorzugsweise Gingers Schwanz, der es irgendwie schaffte mit den Vorderpfoten aufs Bett zu springen, obwohl das gar nicht möglich war, der Schalk, der Schmuser, der unermüdliche Spielvogel.

    In diesen Tagen ist es hier im Haus sehr ruhig, es wird nicht mehr gespielt, wir sind einander nahe, aber die Ausgelassenheit ist verloren gegangen. Es wird seine Zeit brauchen, sie wieder zu finden.

      

    Ave atque vale, kleiner Kämpfer, Du bist für immer in unserem Herzen, Papa Carlito