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    24.07.2016, 15:04 Uhr

    Das Leben muss weiter gehen


    Jetzt ist es vier Wochen her, dass unser Murkel gestorben ist. Langsam hat sich wieder ein Alltag eingespielt, auch wenn es nicht mehr so ist, wie es vorher war.
    Es wird viel weniger gespielt, auch wenn ich mir alle Mühe geben, die Stimmung fröhlich zu gestalten und alle immer wieder auffordere mit mir lustig zu sein.

      
    Ginger hat zwei Wochen sehr intensiv getrauert. Sie hat sich in sich selbst vergraben und stundenlang unter dem Küchentisch oder im Garten gelegen. Die Chefin hat es erst gar nicht bemerkt, weil sie selbst so traurig war, aber dann fiel ihr auf, dass unsere Miss Mollipops gar nicht mehr spielte und immer nur für sich lag.

    Wie hilft man einer traurigen Hundemutter? Auf meine Spielanimationen ging Ginger zwar höflich ein, nur um nach wenigen Sekunden wieder aufzuhören und sich wieder zurück zu ziehen. Die Chefin hatte die gute Idee, mit uns allen schwimmen zu gehen. Das war für den Moment auch sehr lustig, aber zwei Tage später hatte Ginger zwei entzündete Hotspots und das war`s dann vorläufig mit Schwimmen.
    Also sind wir in den von Murkel so geliebten Wald gefahren. Das hat allen gut getan – Murkel hat der Chefin gezeigt, dass sie sich einfach die Zeit nehmen muss, diese schönen Ausflüge mit uns zu machen.

      
    Aber erst Lotta hat es geschafft, Ginger aus ihrer tiefen Traurigkeit zu holen. Briard Lotta war die Ziehmama von Ginger und hat sie in ihren ersten Lebensmonaten, bevor sie zu uns gezogen ist, in die Welt begleitet und ihr gezeigt, wie man sich in menschlicher und hundlicher Gesellschaft benimmt.
    Als die beiden sich in der Spiel- und Spass-Stunde der Hundeschule trafen, hat Lotta Ginger so markant zum Spielen aufgefordert, dass Ginger ihren Kummer vergaß und wieder so gespielt hat, wie sie vor ihrer Mutterschaft gespielt hat: sie hat sich von Lotta durchkauen und auf den Rücken schmeißen lassen, wild und ausgelassen, als wäre sie wieder eine Junghündin mit ihrer großen Freundin.
    Das hat einiges gelöst und der depressive, mensch würde sagen: „verheulte“, Ausdruck ist von Gingers Gesicht verschwunden.

      
    Seitdem spielt Miss Mollipops auch wieder intensiver mit Jack und mir, obwohl es mir noch immer viel zu wenig ist, aber ich bleibe dran.
    Überhaupt gebe ich mir Mühe die Lücken zu füllen: Ich trage Murkel`s Spielzeug herum und jeden Tag spiele ich ein, zwei Runden „Drachenzerren“ mit Ginny. Dieses Spiel hatten Ginny und Murkel in den letzten Wochen sehr ausführlich entwickelt, und da es das einzige Spiel ist, dass Ginny mit uns anderen Hunden spielt, habe ich jetzt Murkels Part übernommen – und siehe, unsere kleine Oma freut sich und knurrt und zerrt an ihrem Drachen, während ich stoisch gegen halte.

    Jack hat in diesen Tagen seine Wächterarbeit auf dem Hof deutlich runter gefahren. Während er in den Tagen direkt nach Murkels Tod wie ein Pulverfass war, dass beim kleinsten Geräusch von den Nachbargrundstücken, explodierte und bellend herumraste, hat er sich jetzt eines anderen besonnen und ist überaus friedlich, auch wenn nebenan die Hunde bellen oder die Kinder kreischen.
    Vielleicht meint er, dass wir großen Hunde auch auf uns selbst aufpassen können und er sich auf seinen Ball oder seine Äpfel konzentrieren kann - es ist ja kein Baby mehr da, dass er beschützen muss.
    Und ich? Ich halte die Familie zusammen, bin noch schmusiger als früher und habe mit meinem neuesten Trick - einfach spontan auf dem Rücken fallen lassen und wedeln – eine Möglichkeit gefunden, noch mehr gestreichelt zu werden. Ich behalte die Chefin im Auge und wenn sie zu traurig wird, klettere ich großer Kerl einfach auf ihren Schoss. Damit hat sie dann buchstäblich alle Hände voll zu tun und kehrt zu uns Lebenden zurück, manchmal muss hund da zu etwas deutlicheren Mitteln greifen.

    Das Leben findet jetzt und nicht gestern statt, Murkel hätte das auch sofort bestätigt. Er war in seiner immer positiven Lebenseinstellung der beste Lehrer, so klein und murkelig wie er war.
    „Carpe Diem“, so wollen wir es auch weiter halten,
    es grüßt euch, euer Carlito